Viertausender der Alpen

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  Nordend (4609 m)  
  Walliser Alpen  
Photo © 4000er.de
Erstersteigung 26.8.1861
Michel-Clément Payot, Edward N. Buxton, John Jeremy Cowell, T.F. Buxton, Binder
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GPS-Koordinate 7.86994° ö.L. /45.9419° n.B. (WGS84) mehr Infos
Normalweg(e) Südgrat vom Silbersattel  
Schwierigkeit WS, II
Ausgangspunkt Monte Rosahütte (2795 m)
Talort Zermatt (1610 m)
Führer Hochtouren im Wallis  
Hermann Biner

Walliser Alpen  
Michael Waeber

Guide du Valais  
Hermann Biner

Valais Alps East  
Lindsay Griffin
 
Karte(n) SLK 5006
Zusammensetzung Matterhorn-Mischabel
Landeskarte der Schweiz, 1:50000

SLK 1348
Zermatt
Landeskarte der Schweiz, 1:25000
Beiträge Monte Rosa-Ostwand (06.08.2008)
Besteigungsbericht

Besteigungsbericht:

Monte Rosa Ostwand über die Brioschi-Route am 05 & 06.08.2008
Gipfelziele: Nordend 4609m.ü.m & Dufourspitze 4634m.ü.m
Als Eingeh- und Akklimatisationstour machten wir eine Woche zuvor die vollständige Breithorn-Überschreitung incl. des Pollux als Tagestour vom Klein-Matterhorn aus.
Von dieser Tour werde ich später möglicherweise noch separat berichten.
Lange schon hatten wir die Monte Rosa Ostwand in Planung
Dieser Übergang zwischen dem Saastal (Schweiz) und dem Val Anzasca (Italien) ist schon im Mittelalter als Handels- und Transportweg begangen worden und diente noch bis vor einigen Jahren auch dem Schmuggel verbotener Waren. Ferner siedelten die Walser sich auch im Val Anzasca an und bildeten dort eine eigene Volksgruppe in Oberitalien.
Viele berühmte Bergführer aus dem Wallis liegen begraben auf dem Walserfriedhof von Macugnaga, unter Ihnen auch Ferdinand Imseng, welcher zusammen mit anderen namhaften Alpinisten in der Ostwand des Monte Rosa durch eine Lawine zu Tod kam.
Für den Passübergang brauchten wir 2h und fuhren anschliessend auf der italienischen Seite mit der Pendelbahn hinunter nach Staffa.
Dort besuchten wir noch den Walserfriedhof und machten uns anschliessend über Pecetto auf den Weg hinauf zur Belvedere und von da aus zur Rifugio Zamboni e Zappa.
Hier angekommen, stärkten wir uns noch einmal mit einer guten Portion Pasta und gingen anschliessend den Anstieg von etwas mehr als 1000Hm Richtung Capanna Marinelli an.
Diese Hütte ist eigentlich nicht mehr als ein gemauertes Biwak mit Gaskocher. Die Matrazen und Decken waren feucht und muffig und der Allgemeinzustand dieser Schutzhütte ist momentan sehr bescheiden.
Sie dient ausschliesslich als Stützpunkt für die Routen durch das Marnellicouloir auf die Dufourspitze sowie für die Brioschiroute aufs Nordend.
Sie liegt total abgeschieden vom Rest der Welt, hoch oben über dem Monte Rosa Gletscher und hat normalerweise sehr selten Besuch von Bergsteigern.
Laut Eintrag im Hüttenbuch waren wir in diesem Jahr die ersten, die überhaupt dort zu Gast waren, um eine Ostwanddurchsteigung durchzuführen.
Nach dem Nachtessen legten wir uns bald hin, da wir um 0:30 Uhr aufstehen wollten.
Ich konnte jedoch schlecht zur Ruhe finden, immer wieder rumpelten Eisabbrüche durch die Wand und meine Gedanken kreisten bereits um die folgende Nacht.
Der neue Tag begann für uns um 0:30 Uhr und wir bereiteten Tee und ein klappes Frühstück zu.
Schliesslich starteten wir am 06.08 um 1:10 Uhr. Die Nacht war klar, nicht sehr kalt aber mondlos und die Lichter von Mailand flimmerten gut sichtbar am Horizont.
Die ersten beiden Stunden ging es über viel loses Blockwerk und Geröll, leichte Kletterstellen und ab und an ein kleines Schneefeld. Dann folgte das erste längere Schneestück, welches wir mit Eisen angingen.
Nach 3h endete der Firn und wir mussten entgültig auf die wenig ausgeprägte Felsrippe wechseln, welche von hier an Rtg. Nordend emporzieht.
Trotz der Dunkelheit und des für mich total unübersichtlichen Geländes fand sich mein Freund und Führer Gabriel auch hier sehr gut zurecht. Er war diese Tour auch erst einmal im vergangenen Jahr gegangen, hat aber ein sehr ausgeprägten Gespür für den rechten Weg.
Die Kletterstellen wurden nun zunehmend schwieriger und steiler, an gleichzeitiges Steigen am kurzen Seil war jetzt nicht mehr zu denken.
Hier und da hatte ich meine Probleme, die Felsen waren teilweise lose und die gestuften Platten waren an etlichen Stellen von einer dünnen transparenten und störenden Eisschicht überzogen.
Weiter oben wurde die Felskletterei immer wieder von luftigen Abschnitten auf einem Firngrat unterbrochen und die Stunden flossen dahin.
Langsam setzte jedoch die Morgendämmerung ein und wir erlebten wenig später einen sensationellen Sonnenaufgang auf ca. 4100 m.ü.m.
Auch wurde nun das Gelände um uns herum in dem wir uns bewegten immer besser sichtbar und die Tiefblicke, welche sich nun auftaten, waren schon sehr respekteinflössend.
Dann endlich nach einer Querung nach rechts über eine schwierige, senkrechte Felsmauer, erreichten wir den unteren Rand des Linceul ; zu Deutsch Leichentuch.
Dies ist ein im unteren Teil 50° steiler, weiter oben bis 58° steiler Firnhang, der auf ca. 4200 m.ü.m beginnt und ca. 250Hm nach oben reicht. Der Firn war unten zunächst noch schön fest und die beiden Eisgeräte in den Händen griffen sauber und sicher ein.
Weiter oben, wo die Sonne bereits früher aufgegangen war, sanken die Steigeisen dann aber immer wieder tief in den Firn ein und das Steigen wurde dadurch für mich sehr sehr anstrengend.
Dennoch trieb Gabriel mich aus gutem Grunde zur Eile an, denn am obersten Ende des Linceul schliesst sich das ca. 80 Hm lange Ausstiegscouloir an, welches direkt auf das oberste Firnplateau unterhalb des Nordend-Gipfels führt.
Diese sehr steile und enge Eisrinne drohte nun recht schnell anzutauen und somit hätten wir hier mit Schwierigkeiten rechnen müssen. Die Zeit reichte aber noch aus, das Eis wurde zwar weicher, behielt aber für die Eisgeräte noch ausreichend an Griffigkeit.
Dann endlich reduzierte sich die Hangneigung wieder auf ein ertägliches Mass und wir standen auf dem sanft geneigten Firnplateau, welches zum obersten Teil des NW-Bollwerk gezählt werden kann.
Der Gipfel des Nordend lag nun nur noch wenige Meter über uns und wir erreichten den Gipfel wenige Minuten später über einen äusserst schmalen und felsdurchsetzten Firngrat.
Auf dem Gipfel selbst war kaum Platz für 2 Personen, da die Gipfelfelsen noch überwiegend unter Schnee begraben waren. Ein Bein auf italienischem- und ein Bein auf schweizer Boden, so standen wir auf dem Gipfel des Nordend.
Nach einer kurzen Pause und einem Blick zur Uhr waren wir erstaunt, dass wir letztendlich „nur“ 7:40 Std. für die Brioschi Route benötigt hatten. Noch auf dem Nordend fassten wir den Entschluss, die Dufourspitze vor dem Abstieg noch zu versuchen.
Im Silbersattel liessen wir überflüssiges Material in einem Rucksack zurück und stiegen durch das recht enge und sehr steile zentrale Couloir zum höchsten Punkt hinauf.
Gabriel, dem man bis zum Ende der Tour keinerlei Müdigkeit anmerkte und ich auf der Dufourspitze
Da auf dem Gipfel der Dufourspitze recht viel Betrieb herrschte, hielten wir uns hier jedoch nur wenige Minuten auf und pausierten etwas ausgiebiger im Silberattel, bevor wir den sehr langen und teilweise eintönigen Abstieg (12km reine Wegstrecke mit 2300Hm Ab- und 300Hm Gegenanstieg) Richtung Monte Rosa Hütte angingen.
Dort angekommen, tranken wir beide ausgiebig und querten danach den riessigen Gornergletscher, um dann entgültig zur Station Rotenboden der Gornergratbahn zu gelangen, welche uns müde aber gesund hinab nach Zermatt beförderte.
Alles in allem haben wir für diese Tour 12,5h benötigt, beschränkten die Pausen dabei allerdings auch auf das Nötigste.

Mein Fazit:
Diese Tour war für mich das bisher grösste hochalpine Erlebnis und ich werde noch sehr lange von diesen Eindrücken zehren.

Doch ohne Gabriel, meinen Freund und sensationellen Führer, hätte ich diese Tour niemals bewältigen können. Vielen Dank dafür!
Die Brioschi-Route wird im SAC-Clubführer mit 8-10h angegeben und mit Schwierigkeitsgrad S eingestuft.
Konditionell möchte ich die Tour als sehr anspruchsvoll bezeichnen, da man sich sehr lange in grosser Höhe aufhält und die Hangneigung selten geringer als 45° beträgt.
Rein klettertechnisch möchte ich die Schwierigkeiten mit max. IV- bezeichnen (wenige Stellen), ansonsten überwiegend III.
Auch die Länge des Abstieges darf nicht unterschätzt werden, zumal der Schnee auf den grossen Gletscherfeldern oberhalb der Monte Rosa Hütte im Laufe des Vormittages weich und matschig wird.
Der Gegenanstieg hinauf zum Gornergrat saugt dann noch einmal die letzten Reseven aus den Schenkeln.
Gruss garaventa


Beitrag von: Frank Frentzen
19.08.2014
Normalweg über Monte Rosagletscher (2008-07-11)
Besteigungsbericht

Sollen wir gehen oder nicht? Das Wetter für Freitag war sehr gut angesagt, mit einigen Gewitter in den Südalpen und im Tessin am Nachmittag... wir entschieden uns trotzdem zu gehen und aus diesem Grund sehr früh zu starten, so wurden wir also um Mitternacht unsanft von meinem Natelwecker aus dem kurzen Schlaf gerissen. Da wir die ersten waren die aufstanden mussten wir im Flur essen - der Hüttenwart ging zu Bett und wünschte uns viel Glück auf der Tour. Die ersten 400 Höhenmeter war ein stolpern über Geröllfelder und Schutthänge. Dabei hatten wir eine nette Begleitung, die Hüttenkatze begleitete uns und wies mancherorts den Weg durch die Steinwüste. Am Gletscher auf zirka 3250m seilten wir uns an und los ging das ewige monotone hinauflaufen in der Nacht, einzig auf 3450m-3500m sorgte ein heimtückisch eingeschneites Spaltenlabyrinth für etwas Spannung. Irgendwann auf 4000m wurde es dann heller und wir konnten die Umgebung erahnen, aber auch erstaunlich viele Wolken die besonders im Westen nicht sehr einladend aussahen. Aber da wir schon so weit oben waren kam der Gedanke Umzukehren bei keinem unserer hikr-Gesellschaft auf und so liefen wir weiter. Oberhalb 4200m machten wir wegen der Höhe einige Pausen mehr, aber nur kurz denn nun machte sich auch noch der Wind bemerkbar während das Nordend immer wieder in Wolken gehüllt wird. Nach dem mehrheitlich öden Aufstieg über den Gletscher erreichten wir schlussendlich den Silbersattel (4515m) und ein spannender Grat erwartete uns zum Nordend. Beat, der zum ersten Mal über 4000m war, genügte sich mit dem Silbersattel. Ich machte den Vorstieg während Näsi und Harry nachkamen - die Eindrücke auf den relativ schmalen Firngrat waren einfach genial und der Höhepunkt der Tour. Harry kam bis unter den Gipfelkopf mit, für ihn schien der kecke Felszahn zu heikel. So waren wir noch zu zweit und kletterten durch ein Schneecouloir und einfache Felsen (I-II) auf den höchsten Punkt. Der Gipfel ist so klein dass wir beide gerade Platz hatten. Leider blies uns der Wind um die Ohren und wir standen mitten in den Wolken, so sahen wir nur ganz kurz zur Dufourspitze hinüber, aber unsere Gipfelfreude minderte das kaum! Der Abstieg war dann nicht mehr so lustig, unterhalb 4000m kam zweimal ein Gewitter auf, im Spaltenlabyrinth war der Schnee feucht und der Gegenanstieg vor Bahnstation Rotenboden war eine ziemliche Quälerei... im Nachhinein ist das aber vergessen und das Nordend bleibt in bester Erinnerung! Nochmals danke an Näsi, Harry und Beat dass ihr mitgekommen seid, lustig war's mit euch!


Nordend (4609m) und Dufourspitze (4633,9m). Rechts hinter der Dufoursitze ist die Parrotspitze (4432m).



Im Silbersattel (4515m). Ein prächtiger Grat leitet aufs Nordend (4609m), das ist der Lohn nach dem langen öden Gletscheraufstieg!



Näsi auf den letzten Meter zum Nordend (4609m). Ziemlich viel Schnee da oben...



Auf dem Nordend (4609m), im Hintergrund die Dufourspitze (4633,9m).

Beitrag von: Andrej Gerber
13.07.2008
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Bilder
Nordend vom Allalinhorn fotografiert am 5. Aug. 2020

Beitrag von: Thomas Woznik
27.04.2021

Ausblick auf den Nordend Südgrat beim Aufstieg zur Dufourspitze. Mehr Bilder zur Nordend / Dufourspitze Besteigung unter http://www.bergauf.ch/bergtouren/nordend

Beitrag von: Roland Aeschimann
19.01.2014

Nordnd panorama from Cesare e Volante Hut

Beitrag von: Jordi Mena
10.06.2010

Est face of Monte Rosa from Nordend ridge

Beitrag von: Marco Tatto
26.04.2010

Nordend (Mitte), Dufourspitze (re), Zumsteinspitze (li) vom Albhubel am 17.8.2009

Beitrag von: Thomas Woznik
23.08.2009

Dufourspitze links und Nordend rechts (von Cabana Marguerita)

Beitrag von: Luc De Vriese
07.08.2009

Nordend 4609m. Kurz vor dem Gipfel.

Beitrag von: Gerd Kartzig
26.08.2008

Monte Rosa bis Matterhorn vom Aufstieg zur Dent Blanche (aufgenommen am 25. August 2003)

Beitrag von: Daniel Roth
18.02.2007


Beitrag von: Zoltan Csaba Bedo
22.08.2006

Nordend (m. 4.612) eastern face. The highest face of the alps! It's about 2.600 meters high.

Beitrag von: Davide Forni
09.03.2006

Nordend und Dufourspitze vom Anstieg zum Rimpfischhorn. Links das Jägerhorn.

Beitrag von: Thomas Schabacher
29.08.2004

Nordend, Dufourspitze, Zumsteinspitze, Signalkuppe und Liskamm (von links nach rechts), Blick vom Breithorn Mittelgipfel Richtung Monte Rosa

Beitrag von: Helmut Maderbacher
28.04.2004
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