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Weisshorn (untere große Nordgrat-Kuppe) (4203 m) |
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Walliser Alpen |
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Photo © 4000er.de |
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Normalweg(e) |
Nordnordwestgrat |
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Schwierigkeit |
ZS+, III+ |
Ausgangspunkt |
Cabane de Tracuit (3265 m)
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Talort |
Zinal (1675 m) |
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Führer |
Hochtouren im Wallis
Hermann Biner
Walliser Alpen
Michael Waeber
Guide du Valais
Hermann Biner
Valais Alps East
Lindsay Griffin
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Karte(n) |
SLK 5006
Zusammensetzung Matterhorn-Mischabel
Landeskarte der Schweiz, 1:50000
SLK 1328
Randa
Landeskarte der Schweiz, 1:25000
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Beiträge |
Weisshorn-Überschreitung (Ostgrat-Nordgrat)
(27. Juli 2005)
Besteigungsbericht
Das Weisshorn - im Vergleich zum Matterhorn unter Nicht-Bergsteigern weitgehend unbekannt - gehört zu den imposantesten 4000ern der Alpen. Es kommt mit seinen drei markanten Graten aus dem Tal jedoch meist nicht ausreichend zur Geltung. Nicht ausreichend meint hier in seiner Größe und Erhabenheit wie z.B. vom benachbarten Bishorn, von dem aus sich ein beeindruckendes Bild auf Nordwand und Nordgrat auftut. Hier entstand auch für den Erzähler der Wunsch, wenn auf's Weisshorn, dann über den Nordgrat!
Einige Jahre später ist es soweit: Markus, Marcel und ich beschließen, den Aufstieg aber über den Ostgrat und den Abstieg über den Norgrat als objektiv sicherere Richtung, um die mögliche Steinschlaggefahr bei einem Abstieg vom Ostgrat zu vermeiden.
Zunächst gilt es daher die Weisshorn-Hütte zu erreichen. Auf dem landschaftlich sehr schönen Weg dorthin ist gleich zu merken, dass es sich bei unserem Gipfelziel, um einen anspruchsvolleren Berg handeln muss, denn es ist ein vergleichsweise einsamer Anstieg, auf dem deshalb auch gerne die Entgegenkommenden gegrüßt werden.
Auf dem Weg zur Weisshorn-Hütte
Die Hütte ist sehr klein und eine echte Bergsteiger-Unterkunft. Am Abend erklärt uns der Hüttenwirt anhand eines großen Fotos im Gastraum den Aufstieg zum Ostgrat. Vor der Hütte bringen wir das Erzählte mit dem Sichtbaren in Übereinstimmung. Dunkel erhebt sich dabei die Flanke zwischen Ost- und Schaligrat gegen den Himmel während auf der anderen Talseite ein Viertausender neben dem anderen in rotes Abendlicht getaucht aufgereiht steht. Schon bald danach geht es aufs Lager, denn lange ist es nicht bis zum Wecken um 2 Uhr.
Abend an der Weisshorn-Hütte
Gerade aus dem Tiefschlaf gerissen werden die Decken zusammen gelegt und die Sachen gepackt. In unwirklicher Stimmung nehmen wir gelassen das Frühstück zu uns. Endlich geht es dann los, zunächst auf einem bequemem Pfad zum Gletscher, wo wir uns anseilen. Unterwegs sind vielleicht zwei Dutzend Gipfelanwärter - so fühlt man sich seiner Sache sicher. Doch hier und da verschwindet schon einmal ein Bein in einer Spalte. Kurze Zeit später wird der Gletscher durch ein schuttiges Couloir verlassen und es geht über eine Rampe mit hartgefrorener Schneeauflage zum Fuß der Rippe, die zum Ostgrat hinaufleitet. Bereits hier und da kommen uns kleine Steine von Voraussteigenden entgegen. Am Fuß angekommen herrscht zunächst Ratlosigkeit über die genaue Aufstiegsroute. Auch ein Bergführer, für den das Weisshorn offensichtlich nicht der Hausberg ist, irrt ein wenig am Rand der Felsplatten entlang, die hier in den Schutt abtauchen. Zunächst geht es also etwas unangenehm hinauf, aber nach dem Wechsel zur Kante der Rippe sieht die Welt wieder besser aus. Nicht zuletzt, weil mittlerweile die Morgensonne die Landschaft in ein zauberhaftes Licht getaucht hat. Verbunden mit dem Gefühl einen großartigen Tag erleben zu dürfen, genießen wir den Aufstieg.
Morgen eines Bergsteigertages
Begeisterung ist in unseren Gesichtern zu lesen, als wir den Ostgrat erreichen und sich der Blick zum Gipfel eröffnet. Das Auge studiert sogleich den anvisierten Abstiegsweg: Von hier aus sieht er einfach aus, einfacher als wir einige Stunden später feststellen müssen. Bevor aber der nun bevorstehende Grat in Firn übergeht, werden die Gipfelanwärter vor eine kleine Schlüsselstelle gestellt: Der Grat wird sehr schmal und einige große Blöcke stellen sich in den Weg. Vor uns eine Seilschaft, die mit Sicherungsarbeit beschäftigt ist. Da wir noch etwas vorhaben heute, klettern wir kurzentschlossen vorbei und machen damit genau das, was man selber nicht besonders schätzt, wenn andere es tun. Die Schlüsselstelle entpuppt sich als entschärft, denn nachdem ich die Blockkante überblicke, entdecke ich einen eisernen Ring, den ich ohne Skrupel in Anspruch nehme, um die von uns behinderte Seilschaft nicht länger als nötig zu stören. Bald darauf zieht nun der Schneegrat steiler werdend Richtung eines Zielpunktes inmitten einer Wüste aus Blau und Weiß. Das Hochstapfen wird immer anstrengender. Schließlich befinden wir uns in fast viereinhalbtausend Metern Höhe bevor die Gipfelfelsen erreicht werden. Die Größe des Weisshorns wird nun klar - die allermeisten Gipfel liegen hier unter uns.
Die letzten Meter zum Gipfel
Wie verabredet stehen eine Menge Leute auf dem engen Gipfel. Gegenseitig wird sich beglückwünscht und es werden Fotos geschossen. Gelegentlich schielen wir schon auf den hier ansetzenden Nordgrat. Einige Bergsteiger kommen von dort gerade am Gipfel an. Für uns ist es der Weiterweg. Die Neuschneefälle der vorhergehenden Tage haben nicht zu besten Verhältnissen beigetragen. Als wir losklettern, müssen wir genau dies feststellen: Die Füße suchen vergeblich festen Schnee, wobei die Unsicherheit wächst und der Schneegrat ein klein wenig schrumpft. Wir beschließen sogar, hier noch kurz das Seil aus dem Rucksack zu holen, um doch zu sichern, was wir eigentlich vermeiden wollten, da das Gehen am kurzen Seil in dieser Situation keinen großen Sicherheitsgewinn darstellt. Glücklicherweise sind die ersten Meter die schlimmsten - zumindest vom schneebedeckten Teil des Grates. Im Verlauf wird der Schneegrat stellenweise sehr steil und allerhöchste Konzentration ist gefordert. Die Zeit vergeht schneller als wir vorwärts kommen und an einer eher gemütlichen Stelle pausieren wir kurz um etwas zu trinken, denn es ist in der Sonne mittlerweile ganz schön warm geworden. Flugs werden wir von Bergführer-Seilschaften überholt. Wir versuchen ein wenig zu beobachten, wo sie entlang klettern, was uns noch bevorsteht.
Rückblick vom Nordgrat zum Gipfel
Der erste Kontakt mit Fels des Nordgrates ist kurz vor dem Grand Gendarme, der im unteren Teil traversiert werden kann. Die Kraxelei und Kletterei ist im Allgemeinen nicht schwierig, aber dennoch braucht alles seine Zeit und unsere Nerven werden zunehmend strapaziert, da es langsam aber sicher Nachmittag wird. An und für sich fahren wir gut damit, dass wir nach dem Gendarme immer nah an der Gratschneide bleiben und Ausschau nach Steigeisenkratzern halten. Das ganze Ambiente, die Ausgesetztheit und die Ungewissheit von Routen- und Wetterverlauf beanspruchen uns. An einer Passage, die zunehmend auswegloser erscheint, erwarten wir eine Abseilstelle, die wir dann tatsächlich auch wenige Meter später in Form zweier blinkender Bohrhaken verbunden durch eine Kette entdecken. Plötzlich ist die Situation wieder entschärft und unsere Stimmung ist wieder heiter. Wir seilen zweimal ab, was zu Dritt immer etwas länger dauert.
Zweite Abseillänge beim ersten Abseilen im Abstieg vom Nordgrat
Der Grat bleibt weiter anspruchsvoll. Einmal suchen wir einige Zeit, bis wir die nächste Abseilstelle finden. Hin und her wird über den bestmöglichen Weg diskutiert. Und dann ergibt es sich, dass wir an einer Stelle nur über die Kante hätten schauen müssen. Später kommen wir an eine schöne Verschneidung. Technisch von der Kletterei her betrachtet wahrscheinlich die schwierigste Stelle, allerdings psychisch nicht so ernsthaft, da die Route hier klar ist. Viel weiter ist es dann aber nicht mehr und wir sehen den beginnenden Schneegrat. Alles weitere bis zum Gipfel des Bishorns ist höchstens noch ausgesetzt oder anstrengend. Glück haben wir gehabt mit dem Wetter. Es ist immer noch schön, wenn auch jetzt Wolkenfetzen den Grat modellieren. So stehen wir glücklich gegen 7 Uhr abends auf dem Bishorn, auf dem ich einst tief beeindruckt den Nordgrat aus nächster Nähe gesehen hatte. Heute bin ich mit Markus und Marcel dort lang geklettert!
Rückblick vom Bishorn
Der Abstieg vom Bishorn ist recht mühselig, insbesondere in der Nähe der Tracuit-Hütte. Der Schnee ist von diesem schönen und langen Sommertag sehr sulzig und die letzten Kilometer sind ein einziges Spaltenfeld - Folge der vergangenen heißen Sommer. Gegen Sonnenuntergang erreichen wir die Hütte und nach einer Rivella und einer Ovomaltine machen wir uns auf den Weg ins Tal, wo wir mitten in der Nacht eintreffen.
Unter Verwendung von Fotos von Markus Tillmanns und Marcel Dichant.
Beitrag von: Daniel Roth
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13.12.2005 |
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